Samstag, 24. Januar 2009
 
Taser in Ö.: Wann gibt es den ersten Toten? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Bernhard Redl   
Mittwoch, 13. Februar 2008

Mit den Taser ist es in Österreich so wie mit den Rückenfesselungen — keiner will von der Gefährlichkeit wissen.

Nach der neuerlichen Häufung an Todesfällen in Kanada und der Ächtung durch den UN-Ausschuß gegen Folter wird nun auch in Österreich die Verwendung von Elektroschockpistolen der Marke Taser diskutiert. Das “profil” brachte jüngst eine Geschichte zu diesem Thema und die Grünen haben eine parlamentarische Anfrage gestellt.

Rund 200 Taser sind derzeit bei der Polizei im Einsatz, bislang gab es bis Ende 2007 offiziell etwa 50 Anwendungen. Der Taser wurde 2006 bei COBRA, WEGA sowie zur Bekämpfung der Straßenkriminalität und sogar bei Schubhäftlingen zum Probebetrieb zugelassen. Im Strafvollzug wurde der Taser bereits 2005 eingeführt und ist beim Personal als Kampf- und speziell als Drohmittel schon sehr beliebt: “Die Häftlinge wissen inzwischen Bescheid”, zitiert profil Vollzugsdirektor Karl Drexler.

Von den Behörden wird der Taser damit verteidigt, daß er effektiver sei als der Knüppel und auch weniger Verletzungen hervorrufe. Und außerdem sei ja hierzulande noch nie etwas damit passiert. Nur: Bei gesunden Menschen passiert ja nur selten wirklich was — aber bei Menschen mit einer Vorschädigung des Herz-Kreislauf-Apparats werden die Dinger verdammt gefährlich. In einer Kampfsituation wird man den Delinquenten aber kaum fragen, ob er einen Herzfehler hat. Abgesehen davon wissen die Betroffenen das oft genug selbst nicht.

Aber bis jetzt ist ja nicht passiert. In Österreich. Und sollte doch mal was passieren, muß man das halt in Kauf nehmen. Schließlich ist der Taser ja so praktisch, man braucht sich nicht anstrengen und seiner Zielperson auch nicht einmal sehr nahe kommen. Und überhaupt: Wenn es schon mal Tote anderswo gegeben hat, ist das Ding als Drohmittel natürlich sehr viel effektiver.

Es ist das gleiche Prinzip wie bei der Rückenfessel: Beamte schliessen nach wie vor tobende oder Todesängste ausstehende Menschen die Handschellen nach hinten — weil es praktischer ist und man die Festgenommenen besser abtransportieren kann. Hin und wieder stirbt halt einer, weil er keine Luft mehr kriegt, und das kann sich dann niemand erklären.

Menschenleben sind zerbrechlich. Auch die von den ganz bösen Buben. Könnte bitte das jemand mal Polizei und Politik erklären?


Frühere Berichte in der DAZ über den Tasereinsatz in Nordirland und in der Schweiz.

Berichte in den akin zu den Rückenfesselungen:
Der plötzliche Gewahrsamstod und Zufaelliger Tod eines Giftlers

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